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In unseren Büros und Arbeitsstätten sehen wir jeden Tag die gleichen Gesichter, gehen den gleichen Tätigkeiten nach, werden müde und verbringen den Abend vorm Fernseher. Der Job wurde innerlich längst gekündigt, aber am Wochenende fehlt die Kraft, Konsequenzen zu ziehen und dementsprechend Taten folgen zu lassen. Ist es Trägheit? Ist es die Angst vor dem Ungewissen? Fehlt es an Kraft, aus dem Hamsterrad der Gewohnheiten auszubrechen?

Ist Ihnen einmal aufgefallen, dass die Menschen, die in ihrem Leben tatsächlich eine radikale Wende einleiten, oft etwas Einschneidendes erlebt haben? Häufig ist es die Begegnung mit der Endlichkeit in verschiedensten Facetten: Flüchtlinge aus Kriegsgebieten, die dem Tod ins Gesicht gesehen haben, bauen sich ein neues Leben auf. Und Menschen, die einen Angehörigen verloren haben, stellen ihr eigenes Leben in Frage, werden Künstler und fangen an, bewusster zu leben. Sie sprechen davon, dass sie nun wissen, was wirklich im Leben zähle, und sie ihrer wahren Berufung folgen wollen. Es werden wohltätige Stiftungen gegründet, die etwas Gutes bewirken und gleichzeitig an die verstorbene Person erinnern.

Deshalb frage ich mich: Warum sagen so viele Menschen „vielleicht“, anstatt aus tiefstem Herzen eine Entscheidung für oder gegen etwas zu treffen? Erwachsen sein heißt doch auch, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Warum fangen wir nicht jetzt gleich an, sondern schieben es auf „irgendwann“? Irgendwann könnte es nämlich zu spät sein. Daran möchten die meisten Leute jedoch nicht denken. Wir wollen alle im Moment leben und die Zeit genießen. Stattdessen regieren uns Ängste und Unsicherheiten. Da wird die Freizeit lieber vorm Computer verbracht, anstatt wenigstens einmal mit dem großen Zeh außerhalb der Komfortzone zu spüren, dass wir dort auch festen Boden unter den Füßen haben.

Ich kenne unzählige Menschen, die auf ihre Rente hinfiebern, aber auch Menschen, die ihren Ruhestand gar nicht mehr erlebt haben. Ein Jahr, zwei Jahre oder vierzig Jahre vor oder nach Renteneintritt – es ist ungewiss, wann wir sterben werden. Einmal traf ich einen jungen Familienvater, der zwei Jobs ausübte, um sich dieses Leben mit Haus, Kind und Auto finanzieren zu können. Als ich ihn fragte, ob er denn auch Zeit zum Leben habe, antwortete er: „Leben kann ich auch noch, wenn ich Rentner bin.“ Ein paar Tage vorher sprach ich mit einem Rentner, der gerade gemeinsam mit seiner Frau den Alterswohnsitz plante. Genug Geld war vorhanden, denn er hat ein Leben lang viel gearbeitet und dabei gutes Geld verdient. Wehmütig blickte er gedanklich zurück und verriet mir: „Ich wollte immer einen Segelschein machen. Aber jetzt ist es dafür auch zu spät.“ Es war sein größter Traum, den er nie verwirklicht hat.

Was hat der Tod damit zu tun? Ganz einfach. Ich versuche manchmal, mein Leben rückwärts zu denken, und stelle mir vor, wie ich auf dem Sterbebett liege und auf bestimmte Situationen in meinem Leben zurückblicke. Es zwingt mich dazu, mein Handeln zu hinterfragen und mein Leben nicht einfach passieren zu lassen. Ich frage mich dann: „Wie würde ich auf diese Entscheidung zurückblicken? Würde ich etwas bereuen? Ist es das Leben, das ich führen möchte?“ Wenn die Antwort „Nein“ lautet, muss ich Konsequenzen ziehen und etwas ändern. Das kann eine Trennung sein, eine Kündigung etc. Auf jeden Fall bedeutet es, dass man seine gewohnten Bahnen verlässt und Mut aufbringen muss. Vor Veränderungen scheuen sich viele. Sie haben Angst. Aber nicht die Angst vor dem Tod, sondern vor dem Leben selbst hindert die meisten Menschen daran, das größtmögliche Potenzial aus ihrem Leben zu schöpfen. Unsicherheiten und ein ewiges „Was wäre, wenn?“ bestimmen das Denken und somit auch das Handeln.

Es ist also nicht das Verdrängen des Todes, das uns zu glücklicheren Menschen macht, sondern gerade die Konfrontation und Auseinandersetzung – letztendlich die Akzeptanz der eigenen Endlichkeit –, die den Menschen zum Handeln bringt und ihn so aus seinem eigenen Gefängnis befreit. Wir sind keine Opfer des Lebens. Wie wir eine Situation bewerten und welche Impulse wir unserem Leben geben, haben wir selbst in der Hand.

Jede Zeit hat ihre Rebellen. Sie schwimmen gegen den Strom und tun das, was andere verurteilen – das, wovor andere Angst haben, und das, wofür sie belächelt werden. Das Reisen per Anhalter ist zwar seltener geworden, aber noch lange nicht tot. Auf meinen Reisen bin ich den verschiedensten Menschen begegnet: jung, alt, unterschiedlicher Herkunft, Männer, Frauen. Was alle eint, ist die Tatsache, dass ihr Leben endlich ist.

Einen Schicksalsschlag sieht man keinem an der Nasenspitze an und doch hat jeder sein eigenes Päckchen zu tragen. Der Mensch wurde oder wird irgendwann im Leben mit der Endlichkeit desselben konfrontiert. In diesen vermeintlich flüchtigen Begegnungsmomenten beim Reisen per Anhalter wird das Auto zur mobilen Sprechstunde. Man steigt zu Unbekannten ins Auto und nach der gemeinsamen Fahrt sieht man sich mit großer Wahrscheinlichkeit nie wieder.

Wenn ein Mensch stirbt, sind die eigenen Freunde der traurigen und ewig gleichen Geschichten irgendwann überdrüssig geworden. So öffnen sie einem völlig fremden Menschen während einer Autofahrt ihr Herz und reden sich den Kummer von der Seele. Auf der Strecke von Bielefeld Richtung Frankfurt begegnete ich einem Mann, der wenige Wochen zuvor seine Lebensgefährtin verloren hatte. Er erzählte, wie er versuchte, sie wiederzubeleben, und sie schließlich in seinen Armen starb. 51 Jahre. Das ist eigentlich kein Alter, um zu sterben. Doch der Tod hält sich nicht an Regeln. Er kennt kein Gesetz. Niemand weiß, wann der Tag gekommen ist. Beim Trampen bin ich mir dessen mehr als bewusst. Häufig werde ich gefragt, ob ich denn keine Angst habe, dass mir etwas zustoßen könnte. Natürlich ist das möglich, aber ich versuche, es zu verdrängen – genauso erfolgreich, wie andere ihre eigene Sterblichkeit verdrängen. Wo die Angst regiert, brauche ich gar nicht erst zu beginnen, mein Leben zu leben.

Viele der Begegnungen und Gespräche haben mich gelehrt, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema Tod wichtig ist, aber die Angst vor dem Tod, vor Unfällen, Terror, Naturkatastrophen und Flugzeugabstürzen nicht unser Leben regieren darf. Eine Frau erzählte mir von dem Tag, als ihre Mutter starb. Sie hatte sie gepflegt, sich gekümmert und sie bis zuletzt begleiten dürfen. Dabei zu sein, wie ihre Mutter den letzten Atemzug tat, war für sie eine sehr tröstliche Erfahrung. Aus ihrem Mund klang es so wahrhaftig und ehrlich. Natürlich geht jeder Mensch anders damit um, wenn ein nahe stehender Mensch stirbt. Darauf kann man sich nicht vorbereiten. Aber sich vor dem Tod nicht zu verschließen, hilft dem Menschen auf so vielen Ebenen:

Warum müssen viele Menschen erst den radikalsten Schicksalsschlag – den Tod eines Angehörigen – erleiden, um sich diesen existenziellen Fragen zu stellen? Das Reisen per Anhalter ist darum auch eine Reise zu mir selbst. Die Begegnungen führen mir die unterschiedlichsten Lebensgeschichten vor Augen. Zwei Menschen, in einem Raum. Ich bewerte nicht, höre nur zu und bin einfach da. Das ist, was ich zurückgeben kann. Der Tod eint die Menschen, denn früher oder später ist jeder betroffen. Ganz egal, ob zwei Menschen z.B. politisch einer Meinung sind, ob sie gleich alt sind oder Generationen zwischen ihnen liegen. Das spielt keine Rolle, wenn wir uns gegenseitig mit Wohlwollen begegnen und aufhören, den Tod zu verdrängen. Wenn wir endlich anfangen, offener darüber zu sprechen, fühlen sich auch Trauernde nicht mehr so alleingelassen. Natürlich dränge ich das Thema niemandem auf, aber je natürlicher der eigene Umgang damit ist, desto unbefangener begegnen wir unserem eigenen Leben und dem Tod. So versuche ich, mit gutem Beispiel voranzugehen, und bin noch lange nicht müde.

Einatmen, aufatmen, durchatmen! Den Duft der ersten zarten Knospen und Blumen wahrnehmen. Frühlingsduft – und zwar endlich nicht mehr nur aus der Weichspüler-Flasche, sondern draußen in der Natur. Die Vögel begrüßen uns morgens mit fröhlichem Gezwitscher und die Sonne taucht die Welt in ein wärmeres Licht. Wie haben wir uns danach gesehnt!

Das, was der Frühling uns jedes Jahr bringt, ist Veränderung. Alles verändert sich, alles endet irgendwann, damit etwas Neues beginnt. Eine Tür schließt sich, eine andere Tür geht auf. Es ist nicht viel Schlimmes daran, dass eine Blume verwelkt. Warum eigentlich nicht? Weil eine neue Blume wächst. Niemand ist traurig darüber, dass jeden Abend ein Tag zu Ende geht. Denn es kommt ein neuer Tag.

Panta rhei − Alles fließt

So formulierte Platon die sogenannte Flusslehre Heraklits. Die Flusslehre besagt, dass alles fließt und nichts bleibt. Es gibt nur ein ewiges Werden und Wandeln. So, wie das Wasser im Bach immer in Bewegung ist, so sind alle Lebewesen, Pflanzen und Dinge in der Welt immer in Veränderung. Nichts bleibt, wie es ist. Ein Leben vergeht und es kommt ein neues Leben. Wenn alles fließt, dann ist das ein tröstlicher und vor allem zuversichtlicher Gedanke.

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